21.03.2020

Offener Brief des Obmannes an die Mitglieder des Salzburger Sportfischerei-Vereins

 

Sehr geehrte Mitglieder des Salzburger Sportfischerei-Vereins!

Österreich und die ganze Welt befindet sich in einer Situation, wie sie noch keiner von uns je erlebt hat. Eine Situation, die die Politik, die Wirtschaft, die Landwirtschaft aber auch uns alle täglich vor neue Herausforderungen stellt. Wir haben es mit einer unsichtbaren Gefahr zu tun, von der keiner weiß, wo sie gerade lauert und welche Auswirkungen sie auf uns hat. Gehören wir zu denjenigen, die glimpflich davonkommen oder zu denjenigen, für die eine Infektion mit dem Corona-Virus dramatische Folgen hat? Wir wissen es nicht. Nur eines ist klar. Auch wir Fischerinnen und Fischer müssen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und unseren Teil dazu beitragen, damit wir die Krise so schnell und so gut wie möglich überstehen. Auch wenn dies an der ein oder anderen Stelle einen drastischen Einschnitt in unser gewohntes Leben bedeutet.

Wir bitten daher nochmals um Verständnis für den eingeleiteten Schritt, alle unsere Vereinsgewässer für die Ausübung der Angelfischerei bis auf weiteres zu sperren. Die Maßnahme – welche wir mit der Landessanitätsdirektion Salzburg abgestimmt haben –  soll dabei helfen, die rasante Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen und somit auch Menschenleben zu retten.

Viele glauben, dass bei einem alleinigen Fischen am Wasser keine Gefahr für sich und seine Mitmenschen ausgeht. Es mag durchaus stimmen, dass man alleine am Wasser keinen anstecken kann. Doch man sollte sich – wenn man den Ernst der Lage immer noch nicht erkannt hat – die Frage stellen, wie man denn ans Fischwasser kommt.

Dass öffentliche Verkehrsmittel gemieden bzw. nur in Ausnahmefällen benutzt werden sollen, scheint klar zu sein. Bei einer Anreise zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto – sofern ich genügend Sicherheitsabstand einhalte oder alleine bin – kann ich vielleicht auch noch keinen anstecken oder angesteckt werden. Doch was im Falle wenn ich einen Unfall oder medizinischen Notfall erleide, eine Panne oder Kontrolle mit dem PKW habe oder ich aus welchem Grund auch immer die Hilfe anderer Menschen benötige? Dann bringe ich mich und vor allem die Hilfsorganisationen (Polizei, Rettung, Feuerwehr, Wasserrettung, Pannenhilfe usw.) wo möglich sogar in Lebensgefahr. Diese Institutionen, welche derzeit unglaubliche Leistungen für uns alle vollbringen, dürfen mit solch denkbaren Einsätzen nicht noch zusätzlich belastet werden. Ihnen gebührt auch unser größter Dank und Anerkennung. Zudem sind auch die Kapazitäten unseres Gesundheitssystems völlig überlastet, um auch noch Freizeitunfälle versorgen zu können. Es geht jetzt darum, das Leben von Menschen zu retten. Daher stehen wir als Vorstand geschlossen hinter dieser Entscheidung.

Fakt ist auch, dass andere Gesetze und Verordnungen wie das Salzburger Fischereigesetz durch den Erlass des Gesetzes zur Bekämpfung des Corona-Virus nicht außer Kraft gestellt wurden. Gem. § 29 Abs 2 des Salzburger Fischereigesetzes hat der er Bewirtschafter für die ausreichende Beaufsichtigung seines Fischwassers und zum Schutz der Fischerei in demselben geeignete Personen in einer der Größe des Fischwassers entsprechenden Anzahl zu verpflichten. Dieser gesetzlichen Verpflichtung können wir derzeit aufgrund der aktuellen Situation nicht nachkommen, wir werden unsere Fischereischutzorgane nicht dieser unnötigen Gefahr aussetzen. Unsere Sperre ist daher, neben der Absicht Menschenleben zu retten, für den Verein auch rechtlich unumgänglich.

Nach den Intentionen des Gesetzgebers darf auch der „Freizeitcharakter“ des Fischens nicht im Vordergrund stehen, daher müssen alle fischereilichen Tätigkeiten der ordnungsgemäßen Bewirtschaftung des Fischgewässers dienen. Somit ist eine gesetzeskonforme Ausübung der Angelfischerei derzeit de facto nicht möglich!

Sobald es die Gefährdungslage zulässt und die Behörden grünes Licht geben, wird die Sperre sofort aufgehoben.

Wir sind zutiefst erschüttert über die zahlreichen negativen Reaktionen gegen diese Entscheidung bzw. über den „Shitstorm“ u.a. in sozialen Medien gegen die Entscheidungsträger des Vereins, welche teils persönlich beschimpft wurden und immer noch werden. Aber auch rechtswidriges Verhalten wurde uns nach Bekanntgabe dieser Maßnahme von eigenen Vereinsmitgliedern unterstellt. Da diese, während der Zeit in der sie zur Eindämmung des Corona-Virus eigentlich zu Hause bleiben sollen, nicht fischen gehen dürfen.

Vor dem durch den Verein erlassenen Verbot, aber bereits während den Anordnungen der Bundesregierung, musste die Polizei mehrmals an unseren Gewässern größere Gruppen von Fischern auflösen. Eine Polizei die in dieser Zeit durchaus wichtigeres zu tun hätte, als solch unnötige Amtshandlungen in der sie sich auch in die Gefahr begeben, angesteckt zu werden. Bitten und Appelle unserer Fischereischutzorgane und des Vereinsvorstandes führten zu keinem Erfolg.

Viele Personen kontaktieren uns laufend – ohne dabei diese Entscheidung und teils auch Privatsphäre zu achten – und sind der Meinung, dass diese eine völlig überzogene Maßnahme sei und drohen rechtliche Schritte gegen uns einzuleiten, ihre Mitgliedschaft zu beenden und fordern bereits den Mitgliedsbeitrag und die Kosten der erworbenen Jahreslizenz zurück.

Wir Funktionäre des Salzburger Sportfischerei-Vereins leisten jährlich tausende ehrenamtliche Stunden, damit wir den Fischerinnen und Fischern die Möglichkeit des Fischens an attraktiven Gewässern mit gutem Besatz zu noch leistbaren Preisen anbieten können. Von der nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Gewässer, unserem reichhaltigem Beitrag zum Natur- und Tierschutz, unseren weiteren gemeinnützigen Aktivitäten wie Fischen mit Kindern, mit beeinträchtigen Mitmenschen oder der Kinderkrebshilfe sei hier gar nicht zu sprechen. All dies üben wir mir Überzeugung und großer Leidenschaft für die Allgemeinheit in unserer Freizeit neben Beruf und Familie aus, ohne jeglicher finanzieller Gegenleistung.

Uns war bereits vor Beginn der ehrenamtlichen Tätigkeit bewusst, dass in unserer Gesellschaft Werte wie Dank und Wertschätzung keinen Platz mehr finden und keine Form mehr der Anerkennung ist. Trotzdem setzen wir uns für die Gemeinschaft und unsere Mitmenschen ein. Es schmerzt uns daher umso mehr, dass wir aufgrund unserer Entscheidung so heftige und niveaulose Kritik mit persönlichen Beleidigungen ernten müssen und uns nun auch noch gedroht wird. Das hat keiner von uns verdient und auch nicht nötig sich gefallen zu lassen.

Wir werden daher mit all unseren zur Verfügung stehenden Mitteln aus den Vereinsstatuten und dem Vereinsrecht gegen diese „Mitglieder“ vorgehen und sie aus unserem Verein ausschließen und eine Sperre für unsere Gewässer aussprechen. Auch weitere privatrechtliche Schritte behalten wir uns vor. Auf solche Mitglieder können und werden wir gerne verzichten. Da es sich bei diesen Personen keineswegs um langjährige Mitglieder handelt, werden wir in Zukunft bei der Neuaufnahme und der Ausstellung von Saisonlizenzen genauer selektieren.

Der Corona-Virus bzw. seine Auswirkungen fallen rechtlich gesehen in diesem Fall unter „Höhere Gewalt“. Unter höherer Gewalt sind unerwartete äußere Umstände zu verstehen, die eine Vertragspartei daran hindern, ihre vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen. Das zugrunde liegende Ereignis muss unvorhersehbar sein und darf nicht das Ergebnis von Handlungen der Vertragspartei sein. Die Erklärung höherer Gewalt kann es einer Vertragspartei ermöglichen, die Haftung für die Nichterfüllung zu vermeiden. Daher ist eine Rückerstattung der Kosten für Saisonlizenzen nicht möglich.

Wir versprechen hiermit aber, dass wir im Rahmen der Möglichkeiten eine Entschädigung und Lösung für unsere Mitglieder und Saisonlizenzinhaber finden werden. Eventuell in Form einer Saisonverlängerung oder ähnlichem.

Schwere Zeiten liegen vor dem Verein

Der Beginn der Fischersaison ist für den Salzburger Sportfischerei-Verein wirtschaftlich gesehen unabdingbar. Sehr viele Mitglieder aber auch Gastfischer dürften wir eigentlich derzeit an unseren Gewässern willkommen heißen. Stattdessen müssen wir zum Schutz der Allgemeinheit den Tages- und Jahreskartenverkauf einstellen. Die damit verbundenen Umsatzeinbußen treffen unseren Verein sehr hart und wir wissen auch nicht, wie lange diese Krise noch andauern wird. Um die fälligen Pachtzahlungen fristgerecht begleichen zu können, haben wir bereits beschlossen auf die bescheidenen Rücklagen des Vereins zurückzugreifen. Mögliche Anfragen zu eventuellen Pachtermäßigungen odgl. sind ebenfalls angedacht, sind aber erst nach dem Ende der derzeitigen Situation sinnvoll. Die Aufnahme von Darlehen zur Bewältigung der laufenden und zu erwartenden Zahlungen ist derzeit nicht geplant aber nicht ausgeschlossen. Der Betrieb in unserer Fischzucht läuft momentan auf dem notwendigen Minimalbetrieb.

Umso wichtiger ist es daher für unseren Verein, dass wir Mitglieder trotz Abstandhalten jetzt in diesen schweren Zeiten noch näher zusammenrücken und zusammenhalten, damit wir dieses Dilemma bestmöglich überstehen.

Ich danke Ihnen allen sehr herzlich für Ihre Unterstützung und Ihr Verständnis für die eingeleiteten Maßnahmen – die die Mitglieder und Angehörigen unseres Vereines sowie Ihre Familien bestmöglich schützen und der Ausbreitung des Corona-Viruses entgegenwirken sollen.

Ich wünsche Ihnen, auch im Namen des gesamten Vorstandes, von Herzen, dass Sie und Ihre Familien gesund bleiben und diese für uns alle äußerst schwierige Situation gut überstehen und verbleibe mit einem abschließenden Satz:

Es lebe unser Land, es lebe der Salzburger Sportfischerei-Verein!

Für den Vorstand:

Ihr Werner Schörghofer e.H.